Offener Brief aus dem Kulturland Niedersachsen | März 2015
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Weil,
sehr geehrte Frau Kultusministerin Heiligenstadt,
sehr geehrte Frau Wissenschafts- und Kulturministerin Heinen-Kljajic,
mit Erstaunen haben wir davon erfahren, dass die Landesregierung im Zuge
der Wiedereinführung des Abiturs nach G9 plant, den musischkünstlerischen
Unterricht zu kürzen und in der 11. Klasse (Einführungsphase der
Sekundarstufe II) nur noch halbjährlich vorzusehen.
Künftig sollen im elften Jahrgang nur noch zwei Wochenstunden für die
drei Fächer Kunst, Musik und Darstellendes Spiel auf dem Stundenplan
stehen. Bislang waren es doppelt so viele. D.h. ein Fach fällt komplett aus,
die beiden anderen können nur noch ein Schulhalbjahr unterrichtet werden.
Wir beurteilen diese geplanten Einschränkungen als herben Einschnitt
in die kulturelle Bildung, zum Schaden der SchülerInnen und letztlich zum
Schaden unserer Gesellschaft, die in hohem Maße von den sozialen und
kreativen Kompetenzen ihrer Mitglieder abhängig ist.
Gerade die Fächer Kunst, Musik und Darstellendes Spiel leisten bei der
Erziehung zum menschlichen Zusammenleben, bei der Persönlichkeitsentwicklung
und Förderung zur Kreativität Beiträge in einem hohen Maße!
Gestatten Sie uns ein paar konkrete Anmerkungen und einen Lösungsvorschlag:
Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum ältere SchülerInnen erheblich
weniger Schulstunden (nämlich künftig maximal 30 Wochenstunden) erhalten
sollen als jüngere SchülerInnen in der Mittelstufe. Dort sind im Ganztagsbetrieb
36 Wochenstunden die Regel.
In der Oberstufe aber gibt es keinen „Ganztag“. Sechzehnjährigen SchülerInnen
sind 32 Wochenstunden ohne weiteres zuzumuten – besonders, wenn
es sich dabei um kreative und stärker selbstbestimmte Schulstunden handelt.
Die Konsequenzen der von Ihnen geplanten Deckelung auf 30 Wochenstunden
sind: Erfolgreiche Initiativen im Ganztagsbereich und lobenswerte
Förderprogramme, wie etwa „Schule:Kultur!“, würden künftig beim Übergang
zur Oberstufe abbrechen.
Mehrere tausend SchülerInnen in Niedersachsen wählen den Weg zum
Abitur über das musisch-künstlerische Schwerpunktprofil. Dieser Weg würde
ihnen künftig durch eine verschlechterte Vorbereitung und Verschiebung der
Fächergewichtung deutlich erschwert werden.
Wir fordern Sie auf, die geplante Stundentafel zu ändern, sodass durch einen
ganzjährigen Unterricht der musisch-künstlerischen Fächer im Jahrgang 11
eine solide Grundlage für die Oberstufe geschaffen sowie eine faire Anwahl für
das musisch-künstlerische Profil mit entsprechenden Leistungskursen und einer
guten Berufsorientierung gewährleistet werden kann.
Mit freundlichem Gruß
Erstunterzeichner:
Prof. Siegfried
Neuenhausen (Bildhauer, Hannover), Christina
Végh (Direktorin,
Kestnergesellschaft, Hannover), Regine
von Monkiewitsch (1. Vorsitzende,
Museum für Fotografie, Braunschweig), Prof. Klaus
Becker (HMTMH, Oboenklasse),
Degenhard
Andrulat (Maler, Hannover), Prof. emerit Henning
Freiberg (ehem.
Vizepräsident der HBK Braunschweig), Tobias
Kunze (Poetry-Slammer, Hannover),
Uwe
Bremer (Maler und Grafiker, Dannenberg), Nicole
Schulenberg (Mtgl. Vorst.
BDK Fachverband für Kunstpädagogik e.V.), Prof. Dr. Helwig
Schmidt-Glintzer
(Direktor, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel), Prof. Martina Glomb
(Hochschule
Hannover, Fakultät III – Medien, Information und Design), Ulrike
Knoch-Ehlers
(Fortbildungsbeauftragte der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung /
Kompetenznachweis Kultur),
Prof. Dr. Pierangelo
Maset (Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Kunst, Musik
und ihre Vermittlung), Prof. Dipl.-Ing. Ekkehard
Bollmann (Architekt, Hannover),
Prof. Jörg
Breiding (Leiter des Knabenchores Hannover, Prof. für Chorleitung /
Dirigieren an der Folkwang Universität der Künste, Essen), Eske
Nannen
(Geschäftsführerin, Kunsthalle Emden), Dr. Gisela
Vetter-Liebenow (Direktorin,
Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover),
Prof. Rolf
Bier (Künstler, Hannover / Staatliche Akademie der Bildenden Künste
Stuttgart), Dr. Reinhard
Spieler (Direktor, Sprengel Museum Hannover),
Prof. Dr. Michael
Brandt (Direktor Dom Museum Hildesheim), Prof. Dominika
Hasse (HAWK Hildesheim Holzminden Göttingen, Prodekanin der Fakultät Gestaltung,
Corporate und Editorial Design), Prof. Stefan
Wölwer (HAWK Hildesheim
Holzminden Göttingen, Interaction Design), Margot
Michaelis (Herausgeberin
und Schulbuchautorin, Braunschweig), Maria
Schrader (Regisseurin und Schauspielerin),
Giso
Westing (Maler und Kurator, Hannover), Prof. Harald
Hilpert (Sprecher für
das Schulfach „Darstellendes Spiel“ bei der KMKonferenz, Braunschweig), Prof Klaus-
Jürgen
Etzold (Musikpädagoge, Hannover), Dr. Rahel
Puffert (Vertretungsprofessur
Kunst Vermittlung, Bildung, Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg), Kathleen
Rahn (Direktorin, Kunstverein Hannover), Dr. Ole
Hruschka (Deutsches Seminar,
Studiengang Darstellendes Spiel, Leibniz Universität Hannover),
Rudolf
Schenker
(Scorpions, Hannover,
Träger des
Niedersächsischen Staatspreises 2014),
Prof. Dr. med et phil Hinderk M.
Emrich (Psychiater,
Psychoanalytiker und Philosoph, Med.Hochschule undLeibniz-Univ. Hannover),
Prof. Ute Heuer
(Hochschule Hannover, Fakultät III, Übergreifende Künstlerische Lehre,
Malerei), Prof. Beate Spalthoff (Hochschule
Hannover, Fakultät III , Übergreifende Künstlerische Lehre, Zeichnen),
Annelore Tonscheidt (Vorsitzende
Jugend zeichnet und gestaltet e.V. Niedersachsen), Kai
Schirmeyer (Projektleiter [kre|H|tiv]
Netzwerk Hannover e.V.),
Prof. Bernhard
Garbert (Hochschule Hannover, Fakultät
III, Plastic Arts, International
Coordinator),
Lars-Ole Walburg (Intendant
Schauspiel, Staatstheater Hannover),
Dr. Torsten
Scheid (Vorsitzender Kunstverein Hildesheim e.V.),
Prof. Dr. Regine
Schulz (Geschäftsführerin, Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim
GmbH), Prof. Timm Ulrichs (Künstler,
Hannover), Jörg
Gade (Intendant des Theaters für
Niedersachsen, Hildesheim),
Prof. Wilfried
Köpke (Dekan, Fakultät III -
Medien, Information und Design, Hochschule Hannover),
Dagmar
Schmidt (Vorsitzende
Bund Bildender Künstlerinnen und Künstler für Niedersachsen e. V.), Eckhard
Blaume (Corporate Desing
Consulting, Achim/Baden), Dr. Maria
Schneider (Kreativdirektorin
Autostadt GmbH und künstlerische Leiterin der Movimentos Festwochen,
Wolfsburg),
Prof. Dr. Andreas
Brenne (Universität Osnabrück,
Fachgebiet Kunst), Robert
Simon (Galerist
und Leiter des Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon),
Barbara
Rotering (Sopranistin, Dirigentin, Vorsitzende des Freundeskreises für
Alte Musik Hannover e.V.), Prof. Dr. Bernhard
Weber (Systematische
Musikpädagogik und Didaktik der Musik, Leiter des Instituts für Musik und
ihre Vermittlung an der TU Braunschweig), Prof. Dr. Susanne
Pfleger (Direktorin Städtische Galerie Wolfsburg), Dr. Bettina
Ruhrberg (Direktorin Mönchehaus
Museum Goslar), Prof. Dr. Dorothea Hilliger (Leitung
des Instituts für Performative Künste und Bildung der Hochschule für
Bildende Künste Braunschweig),
Prof. Dr. Michael Schwarz (ehem. Präsident der HBK Braunschweig), Dr. Fritz
Seydel (Pädagoge, Mitherausgeber
der Zeitschriften "Kunst 5-10" und "Kunst + Unterricht", Hannover), Prof.
Andreas Bee (HBK Braunschweig,
Kunst der Gegenwart / Kunst im Diskurs), Prof. Dr. Susanne
Rode-Breymann (Präsidentin der
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover), Christian
Eitner und
Capuccino (Jazzkantine Braunschweig),
Prof. Gerd Winner (Künstler,
Liebenburg), Dipl.-Ing. Wolfgang Schneider (Architekt, Präsident der Architektenkammer Niedersachsen,
Hannover)
Dietmar
Becker (Institut
für Psychoanalytische Kunsttherapie, IPK Hannover), Prof. Christiane
Möbus (Künstlerin, Hannover,
Trägerin des Niedersächsischen Staatspreises 1993),
Burkhard
Inhülsen (Direktor up-and-coming Int. Film Festival Hannover
),
Prof. Dr. Franz Riemer (Präsident
Landesmusikrat Niedersachsen, HMTM-Hannover),
Prof. Dr. Ekkehard
Mascher (Musikpädagogik, Musikhochschule Detmold, "Center of world
music" Universität Hildesheim), Prof. Dr. Lars
Oberhaus (Musikpädagogik,
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Uni Oldenburg), Manne Kraski
(Rattles, Seevetal), Joachim
Klement (Generalintendant
des Staatstheaters Braunschweig),
Dr. Ralf Beil (Direktor Kunstmuseum Wolfsburg),
Ingo Siegner (Kinderbuchautor,
Hannover), Prof. Dr. Thomas
Grosse (Rektor der Hochschule für
Musik Detmold),
Matthias Brodowy
(Kabarettist, Sänger, Pianist Hannover),
Dieter
Hufschmidt,
Oskar
Negt.
Auch von außerhalb Niedersachsens wird das Anliegen
gesehen:
Prof. Dr. Jochen
Krautz (Bergische Universität
Wuppertal, Fachbereich F - Design und Kunst),
Prof. Dr. Johannes Kirschenmann (Akademie
der Bildenden Künste München), Prof. Dr. Maria
Peters (Studiendekanin, Institut
für Kunstwissenschaft und Kunstpädagogik, Universität Bremen),
Prof. Andrea Rauschenbusch (Hochschule
für Künste Bremen, Kommunikationsgestaltung und CD), Harald
Wanetschka (Bremer VisKom,
Visuelle Kommunikation - Grafik Design - Beratung), Prof Gerhard
Pfennig (Bonn),
Maria
Schrader, Katja
Riemann, Klaus Staeck,
Günter Grass
Die Unterzeichnerliste wird fortgesetzt ...